Parkinson-Krankheit[zurück]
Die Parkinson-Krankheit wird auch als Morbus Parkinson bezeichnet. Im Volksmund wird oft der Begriff "Schüttellähmung" verwendet. Die korrekte Bezeichnung für diesen Symptomenkomplex lautet: Parkinson-Syndrom.
Das Krankheitsbild ist hauptsächlich durch folgende Symptome charakterisiert:
- Bewegungsarmut und Bewegungslosigkeit der Extremitäten, des Rumpfes und der Gesichtsmuskulatur (Akinese)
- Steifigkeit und Starre der Muskulatur durch die Erhöhung des Muskeltonus (Rigor) --> Diese bleibt im Unterschied zur Spastik während des gesamten Bewegungsablaufes bestehen. Begleitet ist sie von einem oft ruckartigem Nachlassen des Widerstandes (Zahnradphänomen)
- Unwillkürlich auftretendes Zittern (Tremor) der Hände ("Pillendrehertremor"), unter Umständen mit einer Ausdehnung auf die gesamten oberen Extremitäten, der Gesichts-, Hals-, Rumpf- und Beinmuskulatur, das kurzfristig willkürlich unterdrückt werden kann. Es tritt überwiegend in Ruhe auf.
Betroffen sind eher Männer als Frauen. Der Erkrankungsbeginn liegt oft zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Die Krankheit ist im Anfangsstadium gut therapierbar, aber nicht heilbar. Sie beginnt schleichend, schreitet jedoch unaufhaltsam (progredient) mit unterschiedlichem Tempo voran.
Formen des Parkinson
Generell unterscheidet man, je nach zugrunde liegender Ursache der Erkrankung, zwischen:
- Morbus Parkinson oder auch idiophatisches (idiophatisch = ohne erkennbare Ursache) bzw. primäres Parkinson-Syndrom genannt. Die Krankheitsursache ist unbekannt. Hier kommt es zu einem Absterben von dopaminproduzierenden Zellen (Neuronen) im Hirnstamm und einem daraus resultierenden Dopaminmangel. Bis es zu erkennbaren Symptomen kommt, können bereits bis zu 70 % dieser Zellen abgestorben sein!
- Symptomatischen Parkinson oder auch sekundäres Parkinson-Syndrom genannt. Hier entwickelt sich die Parkinsonsymptomatik durch Veränderung der Hirngefäße (Verkalkung), Hirnentzündungen, Vergiftungen, Drogenmißbrauch, Arzneimitteleinnahme oder wiederholten Kopfverletzungen (z.B. durch Boxen oder Kopfbälle beim Fußball). --> Diese Form des Parkinson ist bei Wegfall der Ursache (Medikamente, Drogen etc.) mitunter reversibel. Das heißt, die Symptome verschwinden nach einer gewissen Zeit wieder.
Krankheitsfolge
Die Folge der Erkrankung ist der Verlust des Gleichgewichtes zwischen den Botenstoffen Dopamin (zu wenig) und Azetylcholin (im Verhältnis zum Dopamin relativ zu viel).
Verlauf der Erkrankung, Symptome und Befunde
Grundsätzlich kommt es durch den Dopaminmangel zu Störungen des normalen Bewegungsablaufes. Der Patient verliert bei vollem und klarem Verstand mit dem Voranschreiten der Erkrankung die Kontrolle über die Koordinierung seiner Bewegungsabläufe.
- Die Erkrankung beginnt meist schleichend mit dem Zittern einer Hand. Dieser Tremor ist langsam (Frequenz 4-6 x /Sekunde) und in Ruhe am deutlichsten sichtbar. Er fehlt bei Bewegung und im Schlaf. Es können auch Kiefer, Zunge, Augenlider, Arme und Beine betroffen sein. Der Tremor kann mit Fortschreiten der Erkrankung jedoch wieder verschwinden. Er verstärkt sich unter Stress.
- Bei manchen Patienten fehlt der Tremor und die Symptome zeigen sich in der Verlangsamung der Bewegungen (Bradykinesie) oder sie haben Schwierigkeiten Bewegungen auszuführen (Ankinese).
- Die ersten Symptome können sich auch in einer erhöhten Muskelsteifigkeit (Rigor) und damit einhergehenden Muskelschmerzen zeigen.
Weiterhin:
- allgemeine Bewegungsarmut
- starre, maskenartige Mimik (Maskengesicht)
- reduzierter Lidschlag, offener Mund
- Müdigkeit
- die Arme schwenken beim Gehen nicht mehr mit
- kleinschrittiger Gang (Trippeln) oder und kleiner werdende Schritte
- kleiner werdende Handschrift (im Zeilenverlauf immer winziger werdend)
- leise, monotone Stimme
- gebeugte Haltung, schlurfender Gang
- die Schritte können sich unbeabsichtigt beschleunigen (der Patient muss rennen, um nicht hinzufallen)
- Loslaufen, Drehen und Anhalten bereitet Schwierigkeiten
- Vegetative Störungen
- Depressionen
- Speichelfluss
- Schwitzen
- abnorme Talgproduktion, besonders im Gesicht (Salbengesicht)
- psychische Störungen und Stimmungsschwankungen
- Gereiztheit, Überempfindlichkeit
- mitunter entwickelt sich eine Demenz
- Obstipation oder Harnverhalten treten auf
- Schluckstörungen, orthostatische Hypotonien (zu niedriger Blutdruck in aufrechter Haltung)
- gelegentlich tritt eine seborrhoische Dermatitis auf
Therapie
- Medikamente, zunächst Levodopa (Dopamin) oder ähnliches in Monotherapie, später in Mehrfachkombination mit anderen Parkinsonmitteln (z.B. Dopaminagonisten, Amantadin, MAO-B-Hemmern) mit dem Ziel, das Ungleichgewicht zwischen Dopamin und Azetylcholin zu verbessern. Die Nebenwirkungen sind zum Teil erheblich.
Mit zunehmender Krankheitsverschlechterung wird es für den behandelnden Arzt immer schwieriger, das permanent schmaler werdende therapeutische Fenster der optimalen Beweglichkeit mit der Dosierung der Arzneimittel zu treffen. Die Patienten schwanken dann im Tagesverlauf oft zwischen der sogenannten "On" Phase (Patient ist beweglich bis hin zu überschiessenden, unwillkürlichen Bewegungen) und der "Off" Phase (die Patienten sind steif, starr und unbeweglich, sozusagen in ihrem Körper gefangen) hin und her. - Chirurgische Therapie, durch das Setzen einer elektrischen Hochfrequenz-Sonde ins Gehirn zur Stimulation der erkrankten Areale
- Physiotherapeutische Maßnahmen
Pflegerische Maßnahmen
- Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Bewegungsübungen, Gehtraining
- Sprechtraining, Schreibübungen
- allgemeine prophylaktische Maßnahmen im Rahmen der Grundpflege (Sturzprophylaxe!)
- Förderung sozialer Aktivitäten (die Intelligenz der Patienten ist nicht eingeschränkt, obwohl sie oft teilnahmslos erscheinen!)
- Kontakt zu und Unterstützung von Selbsthilfegruppen
- Aktivierende Pflege (Patient zur Selbständigkeit ermuntern)
- spezielle Hilfsmittel (Anziehhilfen, spezielles Essbesteck)
- Angehörigen-Schulung