Inkontinenz[zurück]
Was ist Inkontinenz?
Fachlich gesehen bedeutet Inkontinenz das Unvermögen Urin oder Stuhl willkürlich zurückzuhalten, bzw. den unfreiwilligen Abgang von Stuhl oder Urin.
Man spricht daher von:
- Harninkontinenz oder
- Stuhlinkontinenz
In Deutschland leiden circa 6 bis 8 Millionen Menschen an einer dieser beiden Inkontinenzformen. Bei diesen Angaben handelt es sich allerdings um Schätzungen, da sich viele Betroffene oft aus Scham nicht an einen Arzt wenden.
Inkontinenz wird meist als ein sozial schwer beeinträchtigendes und hygienisches Problem erlebt. Die Beeinträchtigung der Lebensqualität reicht von Schamgefühl, Stigmatisierung, Peinlichkeit, Ängsten und Unsicherheiten bis hin zu teilweise erheblichen Problemen in der Freizeit, im Beruf sowie in der Partnerschaft. Sie ist oft Ursache für psychische Probleme, z.B. Depressionen.
Diese Einschränkungen und die Bemühungen, die Inkontinenz vor der Öffentlichkeit zu verbergen, führen nicht selten zur sozialen Isolation und zur Vereinsamung der Betroffenen. Deshalb leiden diese Menschen nicht nur körperlich, sondern auch seelisch an den Folgen ihrer Inkontinenz. Die Auswirkungen sind häufig ein vermindertes Selbstwertgefühl, Nervosität, Frustration und Schlafstörungen.
Inkontinenz tritt in allen Altersklassen auf, die Häufigkeit steigt allerdings mit zunehmendem Alter deutlich an. Am stärksten betroffen sind Frauen. Eine überdurchschnittliche Inzidenz (Fallzahl) weist hier die Gruppe mit mehreren Entbindungen bzw. Geburtskomplikationen auf. Hier kommt es im späteren Lebensalter sehr häufig zu einer chronischen Harn- oder Stuhlinkontinenz.
Allgemein erklärt sich die hohe Zahl an Inkontinenz-Patienten mit der zunehmenden Überalterung der Bevölkerung und des damit ansteigenden individuellen Risikos an einer Erkrankungen zu leiden, die letztendlich zur Inkontinenz führt. Die Inkontinenz selbst ist keine Krankheit an sich, sondern ein Symptom, dem verschiedene organische Störungen zugrunde liegen können.
Neben organischen Ursachen können auch psychische Faktoren, wie Sinnverlust, Angst und Depressionen inkontinenzbegünstigend wirken.
Bei älteren Menschen wird die Inkontinenz zusätzlich durch intellektuellen Abbau (z.B. Demenz) und Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) begünstigt. Da ältere Menschen häufig auch in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, sollten ungünstige Umgebungs- bzw. Wohnverhältnisse als inkontinenzfördernde Faktoren mitbedacht werden.
Für Pflegebedürftige ist die Inkontinenz und die damit verbundene Belastung für die Angehörigen einer der häufigsten Gründe für die Unterbringung in einem Pflegeheim.
Senioren mit Inkontinenz weisen ein höheres Sturz- und Frakturrisiko auf.
Bettlägerige Patienten haben durch die Inkontinenz verursachte Reizung und Mazeration (Aufweichen) der Haut ein sehr deutlich erhöhtes Dekubitusrisiko.